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Martin Schwarz-Lahnbach

ms-lahnbach

schatten aus gondwana

das bestreben, die uns umgebende welt, die fassbare wie die unfassbare, zu klassifizieren, ist wohl schon sehr alt.schon der bewohner von gondwana hat eingeteilt in zweige, die zum insektenaufspießen gut sind und jene, die dürr genug, beim rechten mond aufgeschlichtet, den mächtigen feuerbringenden blitz anziehen.aber dieser blitz ließ sich nicht immer locken, dieser wolkenfunke hat ein eigenleben - den kümmert es nicht, ob die zeremonien vollführt, die geiß geschlachtet, der schamane rasiert ist - er lässt auf sich warten, die erdlöcher dunkeln in der nacht vor sich hin, die ure brüllen, die mammuts, die wolligen ringelhornträger,haben den urkontinent schon vor langem verlassen - unsere ahnen, die schon wussten, die bananenzweige von den sumpfgrasstengel zu unterscheiden, letztere sind ideal zum rückenkratzen, sollten bald folgen, gondwana verändert sich - die nächte sind plötzlich so hell. und sie verlassen den riesenkontinent, in gruppen, in familien, zu zweit, allein.es ist nicht viel mitzutragen, ein sumpfgrasstengel, ein insektenspießchen, ein blitzzweiglein - man weiß ja nie, sollte unterwegs jemand ein feuerchen machen wollen. das feuer, ist wie der blitz - er lässt sich locken, ja, bis zu einem gewissen grad - das feuer ist wählerisch, der funke will nicht in jedes laub springen, und daraufgeregnet oder ausgeblasen ist da bald. ganz anders der feuersturm, die hitze kommt über die berge, noch bevor die schwarzen wolken von der walze künden, die hitze kommt durch die täler, noch bevor die tiere, jäger und gejagte in panik flüchten, die hitze ist ungebändigt, sie verkündet das glühen, das zischen, die hitze ist die vorbotin von dem einen, das alles vernichtet, umformt, erschafft.im feuer steckt die kreatürlichkeit. lehmpatzen neben feuerstelle das kennen wir. weinende steine, aber blutende brocken aber rotglühende milchgeber aber gelbschwitzender sand aber purpurpechende schiefer aber schwarztropfende stalaktiten aber das waren veränderungen das gibt rostige nägel und löwenmähnerasierende pfeilspitzen und ohrläppchenumkosende teuertränen und verwandtenmordende messerchen und silbergänzende döschen und langsam vergrünende kirchendachplatten und fingerumschmeichelnde geburtstagsgeschenke und leise rauschende kästchen mit flimmernden tafeln und kästchen mit tastatur, aber die ist aus plastik und bauchladungen voller versunkener schiffe und schiffe, prächtige, von denen man sagt, sie seien unsinkbar, und messingschimmernden blitzzweigersatz - wirkungslos auch doch recht nützlich um insekten aufzuspießen. und es sind geschichten von göttern tieren menschen helden frauen
jungfrauen vorzugsweise als königstöchter sind sie schon im spiel - königstochterspiel dieses spiel spielen siegeschickt mit flinker hand und was weit wichtiger ein hauch von chiton nur bedeckt die brust die knospende ein nichts dieses tuch so feingesponnen levantinisch - so weit ist's von dort nicht mehr zu den chinesen
und wie schon immer die tiefsten geschichten aus chinesischer raupenseide gesponnen wie das papier aus chinesischem raupenpapier das schießpulver aus chinesischem raupenruß die raupennudeln der raupendrache die raupenmauer der raupenplatz des friedensder raupenreis das raupenporzellan der raupenmao aber die griechen die wirklich alten brauchten all das nicht ihnen war das meer ihnen war die sonne ihnen war der blinde sänger ihnen war der okeanus atlas parnass ihnen war arkadien ihnen war melos delos naxos mykonos paros ihnen war der marmor der parische ihnen war die bronze von bronze die becher auf den tischen der helden die speerspitzen an den biegsamen schäften die schilde, die nägel die kannen, das zaumzeug die kronen der könige könige so unzählig wie die schafe am idagebirgeund manch einer behütete eine zarte prinzessin freude der mutterstolz des vaters aber aufgabe für alle andere könige mochten schafherden ihr eigen nennen zehn kühe einen sänger, einen blinden ruderboote kesselflicker glückliche heißt man sie prinzessinnen wollen erst kücken zum spielen geißlein zum ausführen kätzchen zum streicheln fohlen zum herumtoben und wenn sie durchsichtige chitons wollen blumen in den locken oh könig
hüter des hauses des hofes herrscher über zwanzig schweine zwei kesselflicker hundert rebstöcke hüte sie gut deine kühe und sperre den stier in den pferch wachs handweich schmeichelt die form bienenbraun verloren nach dem guss das wachs rinnt aus der form zerrinnt die form verliert sich und die bronze gelb weiß tritt an ihre stelle
schimmert und glänzt fängt das licht zum spiegel poliert
reflektiert sie helligkeit und dunkelheit ist handwarm weicher als wachs von dummköpfen die sich vor städten wohlumgürtet die köpfe einschlagen lassen werden wird von den sängern den blinden erst in vielen tausend jahren zu berichten sein von schwarzschnäbeligen schiffen ächzenden tauen pechigen fackeln aber zuerst überquert mit dem mädchen die kultur die ägäis und ihre reise wird prozession
raub und auffindungtransformation und transitus
und das bild ward in den hain gebracht und verehrt und eine göttin ahnten sie in dem holz gesplittert in dem marmorabgeschlagen in der bronze patinaverkrustet
also kam die göttin ihre gestalt war gebet fein gearbeitet der kopf das haar wie schlangen schafherden die sich von den bergflanken in die tiefe trollen die schattige hier fehlt eine hand zerfressen das antlitz das süße herrlich der nacken der schwung ein lächeln erkennbar spöttisch
standbild geh bild götterbild flugbild wie die insel welt die patina türkisblau grünspan auch am chitonein bronzener hauch von nichts
zurück bleibt trauer ahnung
schattiges schwarz unter zypressen suchen rätseln spuren wittern
nach stunden lockt die quelle nach tagen die tafel mädchen - man wird dich vergessen allein die künstler die es verstehen ein bild nach der natur zu formen ein abbild nach der erzählung mit ihren werken zu fernen welten sprechen sie nehmen den wunsch die hoffnung das flehen und geben was im lampenschein lebendig zuckt zu hymnen schaurig blinzelt zu riten himmel öffnet saftige gräser sprießen lässt das meer besänftigt der kuh zum kalb verhilft und blitze lockt
der bildhauer schafft den weg, die tür, das schloss der kult ist nur der reiseführer einsteigen dort die wirkungsstätte des philosphenhinten rechts sein grab bitte nicht mit dem fahrer sprechen schauen sie bitte nur aus dem fenster wenn sie ihr reisebegleiter dazu auffordert er weiß was sie sehen wollen was sie sehen müssen was sie sehen dürfen kleine verletzungen behandeln wir mit unserer reiseapotheke nur weiter wir haben einen fahrplan es wird nicht gegessen in unserem fahrzeug die frauen links in fahrtrichtung gesehen männer rechts, an der seite mit den ausgängen in der letzten bank sitzen immer die witzbolde aufmüpfig bis auch sie ermüdendort das stammschloss der hiesigen herrscherfamilie die fahrt dauert es wird gesungen in den letzten sitzreihen singen ist gut und bald ist es dunkel da hört dann das gefrage und fenstergegaffe auf einschlafen künstler schaffen die straßen via sacra ich habe mir schon einige dieser heiligen wege angesehen auf samos zum heratempel in aquileia zum hafen auf delos entlang der penisallee die berühmte via sacra von milet nach dydima in pergamo unter dem steiltheater in ostia zum stadttempel in ephesus thermessos pompeji herculaneum roselle  ausgetreten von den spuren der pilger händler gaukler prozessionen handwerker schüler soldaten sklaven kranken neureichen stein an stein zu den tempeln hin wie dort in terracina beim tempel des jupiter anxur ein seltsamer weg in sorano hin zu den bestattungsplätzen der etrusker eingekerbt nur totenwagenbreit ein schnitt durch den tuffberg das laubdach spannt sich über den korridor licht fällt nicht mehr auf die braunbemooste trasse rillen wie von wagenrädern schürfungen im tuff die biegung lässt den ausgang nur erahnen in den furchen schwarzes wasser räder haben diese furchen einst vor vielen jahren hinterlassen karrenräder die karren waren wohl nur mittel geführt wurden die toten ein letztes mal zum letzten fest zur letzten jagd bekleidet geschmückt für die ewigkeit ausgerüstet für die letzte reise mit magischen statuetten figuren bildern reisefiguren ankommensbilder mit krügen beladen der wagen mit roten figuren auf schwarzem grund mit gelbbraunen szenen auf rotem grund dort ein löwenfelltragender herkules ein totwunder achilleus charun der totengottkrieger auf pferden deren füße scheinbar viel zu lang nur scheinbar denn sie mussten weit die toten tragen auch stoffe trugen die wagen feinst gesponnen wie das totentuch das penelope die edle in zehnjährigem fitzelwerk ihrem vater zu weben gelobt ja, der vater war`s und nicht der gatte und figuren trug der wunderwagen aus holz die ehrwürdigen ahnen rissig und schwarz sie sollen der tochter dem sohn die richtung weisen aus ton dem ehrwürdigen stein gewordener lehm aus vatererde bemalt mit feinsten pinselstrichen war jeder fleck bedeutung bedeutet farbe leben rote lippen ewigkeit geöffnete augen zuversicht lächeln wiederkehr aus ton die krüge weihealtäre schwarz gefärbtes buccheroschwarz wie alte bronze und bronze schließlich tausendfach kleinste figürchen weihegaben bittgeschenke dienerscharen zu metallgewordene wünsche hoffnungen aufgeladen durchdie magie der herstellung ihren schwung der linie für den kult entstanden all die feuersicher diebstahlversichert und hinter glaswänden aufbewahrten ausgegrabenen ausgeschöpften grabgeräuberten museumskonservierten wunderdinge  kupfer und zinn zur unvergänglichkeit verdammt patina in allen farben von der erde geschenkt die salze und säuren wirkten tausende jahre verkrustet veredelt religionen sind ein produkt der gesellschaft wie die bombe die ultimative zaubergärten wie der in bomarzo sind kein produkt der gesellschaft das ist zu einfach aus einzelnem zum ganzen formen neuformen das ist kein produkt der gesellschaft das ist der weg via straßennetze busparkplätze übervolle abfallkörbe nirostaklosetts sind produkte der gesellschaft nicht der pfad der schattige wagen und ihre räder ochsen esel pferde dampfmaschinen rußpartikelfilter hybridantriebe das sind produkte der gesellschaft zweirad vierrad räterepublik beirat kunstbeirat produkte der gesellschaft kommissionen mit kitsch oder kunst vorangestelltsind ein produkt der gesellschaft die zwei m in kommission haben wir auch im wörtchen kommod kommoden sind schubladen ablagen einordner für einteiler kommoden sind ein produkt der gesellschaft das blitzhölzchen hat feuergefangen schatten aus gondwana

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